Hallen-EM in Torun mit acht hessischen Startern. Kevin Kranz reist als schnellster Europäer an - Marc Reuther will ins 800-Meter-Finale - auch Michael Pohl hofft auf den Endlauf - Bewährungsprobe für Oskar Schwarzer - was kann Homiyu Tesfaye

  03.03.2021    Leistungssport Wettkampfsport

Der Countdown läuft. Nur noch ein paar Stunden, dann fällt bei der Hallen-Europameisterschaft im polnischen Torun der erste Startschuss. Gleich am Donnerstag, dem ersten Tag der Titelkämpfe, wird es für Homiyu Tesfaye ernst. Der Neuzugang beim TSV Pfungstadt muss in seinem 1500-Meter-Vorlauf ab 20:20 Uhr hellwach sein, um sich einen der Startplätze fürs Finale am Freitag zu sicheren. Unkluge Spielereien,  wie die am Ende nicht erfolgreiche Flucht nach vorne bei der DM in Dortmund, werden auf europäischer Ebene noch viel schneller gnadenlos bestraft. Zudem sind die 1500 Meter mit insgesamt 56 Meldungen quantitativ sehr stark besetzt. Da wird es auf der Rundbahn schnell sehr eng und Rempeleien oder auch Stürze sind nicht auszuschließen. Mit seiner Meldezeit von 3:39,41 Minuten bewegt sich Tesfaye im Mittelfeld der Startliste. Angeführt wird das Ranking mit überragenden 3:31,80 Minuten von Jakob Ingebrigtsen (NOR). Lokalmatador Marcin Lewandowski (POL/3:35,71 min.) und der Brite Neil Gourley (3:35,49 min.) haben da schon einen größeren Rückstand. Für Tesfaye ist Torun der dritte Start bei einer internationalen Meisterschaft unter dem Hallendach nach der WM 2014 (Sopot) und EM 2015 (Prag).

Gleich drei Hessen steigen dann am Freitag ins Geschehen ein. Den Anfang macht um 12:18 Uhr Weitspringern Maryse Luzolo vom Königsteiner LV. Die DM-Dritte von Dortmund reiste mit einer Hallenbestmarke von 6.53 Metern nach Polen an. Diese Marke muss Luzolo wahrscheinlich steigern, um sicher am Samstag im Endkampf (ab 19:40 Uhr) mit von der Partie zu sein. Anwärterin auf Edelmetall ist hier zweifelsfrei auch Weltmeisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), obwohl die Meldeliste von Larissa Iapichino (ITA/6,91 m) und der Schwedin Khaddi Sagnia (6,82 m) angeführt werden.

Ebenfalls einen Auftritt am Vormittag hat Gesa-Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier). Die Hindernis-Spezialistin aus Dillenburg schnürt über 1500 Meter ihre Spikes. Mit insgesamt 28 Starterinnen ist hier die Resonanz im Vergleich zu den Männern überschaubarer. Die Europameisterin von Berlin lieferte bei einem Hallen-Rennen in Luxembourg 4:11,66 Minuten ab. Fürs Finale werden wahrscheinlich Zeiten unter 4:10 Minuten nötig sein. Abhängig davon, ob in der ersten Runde eher „auf Zeit“ oder taktisch gelaufen wird. Ein Bummelrennen wäre für Krause sicherlich nicht so gut. Ein Blick in die Statistik sieht von der Papierform die Belgierin Elise Vandereist (4:05,71 min.) in Front. Gefolgt von Daryia Barysevich (BLR/4:06,77 min.) und Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen/4:06,86 min.).

Am Abend sollte dann ab 19:55 Uhr für Marc Reuther (Eintracht Frankfurt) und Oskar Schwarzer (TV Groß-Gerau) das Überstehen der 800-Meter-Vorläufe im Fokus stehen. Für den Eintrachtler, der sich in Erfurt mit 1:46,21 Minuten empfahl, das absolute Pflichtprogramm. Nachwuchsmann Schwarzer, mit seinen 1:47,63 Minuten die Nummer 37 unter 43 Meldungen, sieht es da schon etwas anders aus. Doch der angehende Polizist, zeigte ja bei seinem DM-Gewinn in Dortmund, dass er hinten raus hervorragend spurten kann. Bei einem nicht sehr schnellen Rennen ist hier für Schwarzer allemal ein Weiterkommen drin und die beiden Mittelstreckler sind in den Zwischenläufen am Samstag (19.25 Uhr) erneut auf der Bahn.    

Frühes Aufstehen ist bei Andreas Bechmann (Eintracht Frankfurt) am Samstag angesagt, wird die erste Disziplin des Siebenkampfes doch schon um 10.00 Uhr gestartet. Da fährt der Bus im Athletenhotel bestimmt schon um sieben Uhr los. Bechmann rangiert mit seinen 6057 Punkten von Kalbach genau in der Mitte des zwölfköpfigen Feldes, dass vom Zehnkampf-Weltrekordler Kevin Mayer (FRA/8552 Pkt.) angeführt wird. Sonst fehlen von den Top-Ten der besten europäischen Zehnkämpfer eine Reihe von Spitzenkräften. Auch Niklas Kaul (USC Mainz), der Weltmeister von Doha, verzichtet auf eine Hallensaison. Die letzten Titelkämpfe sind Bechmann sicherlich noch in guter Erinnerung, wurde er in Glasgow mit 6001 Zählern doch Fünfter.

Eventuell gleich drei Starts haben am Samstag Kevin Kranz und Michael Pohl vor sich. Die beiden „schnellen Jungs“ vom Sprintteam Wetzlar gehen über 60 Meter erstmals um 10:18 Uhr in den Startblock, um das 71-köpfige Feld für die Zwischenläufe zu reduzieren, ehe dann am gleichen Abend um 20:58 Uhr das Finale gestartet wird. Hier und auf dem Podium wird Kevin Kranz erwartet, der aktuell mit seine 6,52 Sekunden der schnellste Sprinter in Europa ist. Teamkollege Michael Pohl zeigte bisher starke 6,60 Sekunden, was bei einer Wiederholung eventuell auch das Ticket für den Endlauf bedeuten könnte. Auf jeden Fall wird es eine enge Angelegenheit, da die Top-Acht in der Statistik lediglich winzige 0,08 Sekunden trennen.

erstellt von Text & Fotos: Jens Priedemuth